Chronik

Eine Chronik über die Rassekaninchenzucht im Kreis Steinfurt zu erstellen, war gar nicht so einfach. Es gibt nur noch wenige historische Quellen auf die man zurückgreifen kann. Wenn man bedenkt, dass es zwei Weltkriege in der 100jährigen Geschichte gab, ist das nicht weiter verwunderlich. So sind die Protokollbücher einfach verloren gegangen, weil man sich um Wichtigeres kümmern musste, oder sie sind teilweise sogar von der Gestapo beschlagnahmt worden, weil man in dem Vorsitzenden einen Gegner des Naziregimes vermutete. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Kreisverband Steinfurt in seiner heutigen Form, durch die Gebietsreform 1975, aus den Kreisen Tecklenburg und Steinfurt entstanden ist. In beiden Altkreisen gab es einen Kreisverband der Rassekaninchenzucht, doch die Anfänge beider Kreisverbände liegen im Dunkeln. Vom Altkreis Steinfurt existiert noch ein Protokollbuch aus dem Jahre 1919. In dem ersten Protokoll vom 20.9.1919 wird unter Punkt zwei von der Wiederwahl eines Herrn Böing aus Emsdetten zum Schriftführer berichtet. Das lässt den Schluss zu, dass der Kreisverband schon vor 1919 bestand. Leider gibt es darüber keine Aufzeichnungen mehr. Um die Geburtsstunde des Altkreises Tecklenburg zu bestimmen, war schon fast detektivischer Spürsinn gefragt. So konnte anhand eines Zeitungsberichtes aus dem Tecklenburger Landboten  (heute Westfälische Nachrichten) Licht in das Dunkel gebracht werden. In dem Artikel wird von einer Kreisschau in Lengerich berichtet, die der Hohner Verein ausgerichtet hat. Dort wird erwähnt, dass der Kreisverband seit 40 Jahre besteht. Leider wurde der Zeitungsbericht ohne Datum ausbewahrt. Doch anhand der Amtszeit von Oberkreisdirektor Weil und des 1. Vorsitzenden des Hohner Vereins Hans Sommer konnte das Jahr eingegrenzt werden indem der Artikel erschienen ist. Im Archiv der Westfälischen Nachrichten konnte dann der Originalartikel mit Datumsangabe gefunden werden und daraus auf das Gründungsjahr 1912 geschlossen werden.
In den Jahren des ersten Weltkrieges und auch kurz danach erlebte die Kaninchenzucht einen gewaltigen Aufschwung. Das Fleisch der Kaninchen wurde zu einer willkommenen Abwechslung auf dem kargen Speiseplan der Familien. In dieser beschwerlichen Zeit wurden Ausstellungskäfige und Transportkisten in Eigenleistung hergestellt. Die Tiere wurden mit dem Fahrrad und dem Handwagen zu den Schauen gebracht und die Tätopaste wurde mit Kohlenruß und Spiritus hergestellt.
Während des Dritten Reiches wurden die Kreisverbände in sogenannte Reichsfachgruppen umgewandelt. Diese Reichsfachgruppen wurden zwar vom Staat gefördert, aber sie mussten sich auch den Anordnungen von „Oben“ beugen und waren in ihren freien Entscheidungen stark eingeschränkt. Der Staat unterstützte den Bau von Zuchtanlagen und den Ankauf von Zuchttieren finanziell. Allerdings mussten die Stallungen nach genauen Vorgaben gebaut werden. Jeder Verein musste eine Vereinsrasse benennen, die als sogenannte Wirtschaftsrasse gefördert wurde. Es sollten möglichst viel Fleisch, Fell und Wolle produziert werden. Deshalb gab es 1936 einen neuen Standard mit einem 50-Punkte-System, der nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgerichtet war.
Nach dem Krieg rief der Landesverband Westfalen alle Vereine zu einem Neuanfang auf. Der 100-Punkte-Standard erschien erneut und die Wirtschaftsrassen wurden abgeschafft. Aus den Reichsfachgruppen wurden wieder die ursprünglichen Kreisverbände. In den folgenden Jahren begann auch in den beiden Ursprungskreisen eine Blütezeit der Rassekaninchenzucht. Es wurden wieder Lokal- und Kreisschauen mit stetig steigenden Tierzahlen durchgeführt.
Mit der Gebietsreform und der damit verbundenen Zusammenlegung der Kreise Steinfurt und Tecklenburg am 1.1.1975 beeinflusste die Politik erneut die Rassekaninchenzucht der beiden Kreise. Nach einer Übergangsfrist teilte der Landesverband Westfalen mit, dass ab 1.1.1978 nur noch der Großkreis Steinfurt geführt werde. Die Versammlung zum Zusammenschluss fand am 18.12.1977 in der Gaststätte Mersch-Niemeyer in Rheine-Mesum statt. Der Vorstand lautete wie folgt:
1. Vorsitzender: Karl Wiederhöft, Rheine
2. Vorsitzender: Hans Steur, Ibbenbüren
Schriftführerin und Pressewart: Hannelore Kemper, Steinfurt
Kassierer Rudolf Achterkamp, Rheine-Mesum
1. Jugendobmann: Bernhard Hakkenbrock. Rheine
2. Jugendobmann: Ewald Kötterheinrich, Lengerich-Hohne
Zuchtwerbewart: Arthur Achterkamp, Rheine- Mesum
Leiterin der Frauengruppen: Elfriede Kötterheinrich, Lengerich-Hohne
Folgende Vereine gehörten zum neuen Kreisverband:
Aus dem Kreis Tecklenburg: Lengerich-Stadt, Lengerich-Hohne, Riesenbeck, Steinbeck, Hörstel, Ibbenbüren, Mettingen und die Frauengruppen aus Lengerich-Stadt und Lengerich-Hohne.
Aus dem Kreis Steinfurt waren es die Vereine: Borghorst, Burgsteinfurt, Emsdetten, Reckenfeld, Greven, Neuenkirchen, Horstmar, Rheine, Mettingen, Ochtrup und die Frauengruppe aus Rheine.
Es wurde beschlossen weiterhin zwei Kreisschauen in den Grenzen der Altkreise durchzuführen. Für eine Gesamtkreisschau rechnete man mit ca. 1400 Kaninchen. Bei dieser Größenordnung fand sich keine geeignete Lokalität zur Durchführung einer Großkreisschau. Aber die Ausstellungsbedingungen zur Durchführung der beiden Kreisschauen wurden vereinheitlicht. Am 24. und 25. Juni 1978 fand in Emsdetten die 1. Groß-Kreis-Jugend-Jungtierschau mit ca. 300 Tieren statt. Die 1. Großkreisschau folgte am 6. und 7. Dezember 1980. Dort gab es Tierzahlbegrenzung von 12 Tieren pro Aussteller unabhängig von Rasse oder Farbenschlag.
In den folgenden Jahren erlebte die Rassekaninchenzucht im Kreis Steinfurt Höhen und Tiefen. So lösten sich einige Vereine auf und auch die übrigen Vereine hatten mit einem Mitgliederrückgang zu kämpfen. Doch es wurden auch zwei Spezialclubs gegründet. Und so besteht der Kreisverband Steinfurt heute aus 11 Vereinen, 2 Clubs und 1 HuK Gruppe mit insgesamt fast 400 Mitgliedern, die im Jahr 2011 4774 Jungtiere gezogen haben. In den verbliebenen Vereinen herrscht ein reges Vereinsleben und die Züchterfreundschaften werden auch zwischen den Vereinen gepflegt. So richtete der Kreisvorstand mit den Helfern aus den Vereinen im Jahre 2008  eine Kreisschau aus. Auch die Jubiläumskreisschau in diesem Jahr wird von allen Züchtern gemeinsam auf die Beine gestellt. Auch über die Grenzen hinaus ist die Rassekaninchenzucht aus Steinfurt bekannt. So wurden zahlreiche Bundessieger, Bundesmeister, Landesmeister und auch Europameister von den Züchtern aus Steinfurt errungen. Diese hohe Qualität der gezüchteten Tiere zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Kreises. Es wurden Tiere sogar bis nach China verschickt. Auch das ehrenamtliche Engagement der Züchterinnen und Züchter ist über die Jahre ungebrochen. Neben den Schauen wurden auch immer wieder Tiertransporte zu überregionalen Schauen von einigen Zuchtfreunden angeboten, oder es wurden Jugendzeltlager organisiert. Immer fanden sich Zuchtfreunde, die bereit waren für unseren Kreis Verantwortung zu übernehmen. Stellvertretend für alle ist Rolf van Ahrens zu nennen, der seit 24 Jahren unser 1. Vorsitzender ist, und hoffentlich noch lange bleibt.  Zum heutigen Vorstand gehören desweiteren:
2. Vorsitzender: Michael Löhr, Lengerich-Hohne
Schriftführer: Josef Feltel, Neuenkirchen
Kassierer: Alfons Witte, Neuenkirchen
1. Jugendobmann: Norbert Volkert, Neuenkirchen
2. Jugendobmann: Daniel Volkert, Neuenkirchen
Zuchtwart: Robert Rottstegge, Steinbeck
Leiterin der HuK Gruppe und RfÖ: Anke Löhr, Lengerich-Hohne